Alois und Sohn Marc Bächler aus Eschenbach im Kanton Luzern setzen auf regenerative Landwirtschaft. Die Tiere helfen mit, die Böden zu verbessern.
Artikel von Josef Scherer, publiziert in der BauernZeitung vom 4. Oktober 2023
«Meine Kühe mulchen mir gratis», sagt Alois Bächler vom Hof Rutzigen. Die 30 Mutterkühe stehen mit ihren jungen Weide-Beef in hohem Kraut und fressen und trampeln die nach Weizen eingesäte Gründüngung nieder. Nebenan sät an diesem Samstagnachmittag Mitte September Unternehmer Alain Huber von der Firma Erdig Inwil mit einer neuartigen Maschinenkombination eine Kunstwiese an.
In einem Arbeitsgang
Vorne wird Komposttee mit effektiven Mikroorganismen (EM) auf den Boden gespritzt, hinten lockert eine Rotor-Spatenmaschine den Boden, eine angetriebene Krümelwalze bereitet das Saatbeet zu, vom vorne aufgebauten Krummenacher-Sägerät wird gleichzeitig eingesät. Auch Raps, Gerste und Hafer habe er schon so gesät, in einem Arbeitsgang in eingearbeitete Gründüngungen, sagt Huber.

Auf der Parzelle bei Bächlers stand vorher Dinkel, nach der Ernte wurde eine Gründüngung eingesät und Kompost eingebracht. Anfang September wurde das Feld mit einem zugemieteten Tiefenlockerer bearbeitet und gleichzeitig effektive Mikroorganismen eingespritzt, das verhindere Fäulnis im Boden, sagt Alois Bächler. Einen Tag vor der Saat wurde die Gründüngung maschinell gemulcht.
Fruchtbare Böden
Vater Alois Bächler absolvierte dieses Jahr den Kurs für regenerative Landwirtschaft. Und auch Sohn Marc interessiert sich seit einiger Zeit dafür. Er hat ein Lehrjahr auf einem Betrieb im Zuger Berggebiet absolviert, wo kompostiert und auf Humusaufbau geachtet wird. Dort erhielt er Einblick in die Philosophie der regenerativen Landwirtschaft und wusste: «Das wird mein Weg.» Er suche Herausforderungen und Neues reize ihn, auch das gesamtheitliche Denken. «Es bietet so viele Vorteile, auf fruchtbare und widerstandsfähige Böden zu setzen, und das wird in Zeiten mit mehr Feuchte- und Trockenperioden auch immer wichtiger.»
Komposttee stärkt Pflanzen
Bächlers setzen schon seit Jahren Kompost ein, nun auch Komposttee. Möglichst in alle Ackerkulturen, Weiden und auch die noch gegen 80 extensiven Hochstammbäume könnten damit gestärkt werden. Komposttee sei der Grundstein für den Einstieg in diese Form der Landwirtschaft gewesen. Den Komposttee bereiten sie in einem selber konstruierten Gerät zu, setzen auch auf EM.
Die Gülle wird ebenfalls aufbereitet, erhält Steinmehl, Pflanzenkohle und EM. Dank den so gestärkten Böden und Pflanzen könne der Ertrag gesteigert werden, ohne mehr Dünger und mit weniger Pflanzenschutzmitteln. «Wir können die Böden anderweitig füttern», sagt Marc Bächler. Stark setzen Bächlers deshalb auf Gründüngungen, und dieses Jahr versuchten sie eine Untersaat in Getreide. Wichtig sei, nackte Böden nach den Ernten zu verhindern, die würden sonst heiss, trockneten aus, die Bodenaktivität breche ein.
Boden dauernd bedeckt
Auf dem Betrieb Rutzigen seien die Ackerböden schwer, da seien trockene Böden wie Beton. Mit möglichst dauernder Bodenbedeckung könne auch der Bodenverdichtung begegnet werden, die Bodenstruktur und das Wasserspeichervermögen werden besser.
Minimale Bodenbearbeitung sei zwar ein Ziel, ganz ohne Pflug gehe es aber noch nicht, zumal dank diesem auch der Pflanzenschutzmitteleinsatz reduziert werden könne. Regenerative Landwirtschaft lasse sich nicht von einem Jahr aufs andere realisieren. Das sei eine langfristige Strategie und schrittweises Ausprobieren sei sinnvoll.
Vorteil Zweitausbildung
Marc Bächler hat diesen Sommer am BBZN in Hohenrain die Zweitausbildung zum Landwirt abgeschlossen, mit Ehrenmeldung und der Note 5,7. Der 22-Jährige hat vorher Baumaschinenmechaniker gelernt, machte im Militär die Ausbildung zum Lastwagenfahrer und wird künftig zumindest teilweise auswärts arbeiten, zumal sein Vater noch rüstig ist.
Die Betriebsübernahme sei erst in einigen Jahren geplant. Sein Vater habe ihm geraten, zuerst eine andere Ausbildung zu machen. Es sei aber immer klar gewesen, dass er als ältester Sohn den Hof übernehmen könne. Marc Bächler ist überzeugt von den Vorteilen, vor Landwirt einen andern Beruf zu erlernen und in andere Unternehmen Einblick zu erhalten. Das öffne Horizonte und andere Denk- und Arbeitsweisen. So sei es auch nicht überraschend, dass die Zweitausbildung bei Jungen immer mehr im Trend liege.
Weide-Beef und Mastpoulets
Bächlers haben die Milchwirtschaft schon 2012 aufgegeben, halten seither Mutterkühe und produzieren Weide-Beef für die Migros. Für dieses Label darf das Schlachtgewicht maximal 320 kg betragen. Die Tiere sind meistens auf der Weide. Bächler versucht auch «Mob-Grazing», viele Tiere über kurze Zeit in einer kleinen Parzelle mit hohem Gras. Das bringe mehr Wurzelmasse und erhalte die Feuchte in den Böden.

Mastpoulets für Micarna werden in zwei Ställen produziert. Im älteren, in einem Teil der ehemaligen Milchviehscheune eingebauten Stall sind es rund 3500, in der neueren, grösseren Masthalle 8700 Stück. Weiterer Betriebszweig ist die gemeinsam mit Partnern etappiert ausgebaute Solarstromproduktion, inzwischen mit einer Wechselrichterleistung von 240 kWp. Aller Strom wird über die kostendeckende Einspeisevergütung (KEV) vermarktet.
Ackerbaulich werden auf 6 ha Mais, Weizen und neu Dinkel statt Raps angebaut. Letzterer habe stets Probleme bereitet, zudem passte die nötige Intensität nicht mehr zum Betrieb. Auf dem IP-Suisse-Betrieb sei schon vor vielen Jahren Extenso-Getreide angebaut worden. Überhaupt legen sie Wert auf eine nachhaltige Bewirtschaftung. Mit den Methoden der regenerativen Landwirtschaft wollen Bächlers noch mehr dazu beitragen.
Der Beitrag ist Teil einer Serie der BauernZeitung zu regenerativer Landwirtschaft.
Jahreskurse Regenerative Landwirtschaft
Hier geht es zu den Infos über die Jahreskurse von Regenerativ Schweiz.
Comments