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Alex von Hettlingen

Mob-Grazing in der Schweiz?

Aktualisiert: 21. Jan. 2022

Eine Überlebensstrategie des Grases ist das Gefressenwerden. Denn wo Tiere weiden, wird der Wald zurückgedrängt. In diesem Sinn sind die Lebensformen Gras und Weidetiere symbiotisch. Über Hundertausende von Jahren zogen in Europa grosse Wisent- und Ur-Herden von einem Weideplatz zum nächsten. Nur um nach einigen Wochen wieder zurückzukehren, wenn das Gras wieder hoch und saftig stand.


Solche Graslandgebiete gehören zu den fruchtbarsten Regionen der Welt, denn durch die ewig wiederkehrende Kombination von kurzer aber intensiver Beweidung, Niedertrampeln, Ausscheidungen und lange Zeiten von Wachstum und Photosynthese reicherte das Gras seinen Untergrund mit Humus an. Über Jahrhunderttausende entstanden so genannte Schwarzerdeböden. Wir nennen sie auch "unsere Kornkammern".




"Mob-Grazing" oder auch "holistisches Weidemanagement" ist von diesem System inspiriert: die Rinder und Kühe ("grasende Meute") grasen auf engstem Raum, jedoch nur für kurze Zeit. Die zur Verfügung stehende Weidefläche wird entsprechend der Herdengrösse unterteilt und deren Beweidung geplant. Durch die lange Rastzeit von 40 - 60 Tagen regeneriert sich das Gras und hat dabei genügend Blattfläche und Zeit, um viel Kohlenstoff in sein Wurzelwerk und über die Bodenlebewesen in den Boden einzulagern. Der Humusgehalt steigt und damit auch die Wasserhaltefähigkeit des Bodens. Durch den hohen Besatz wird zudem die Wasserverdunstung verringert.


Auf dem nordamerikanischen Kontinent wird das Mob-Grazing vom Allan Savory Institute erforscht und bereits von vielen Ranchern im Sinne einer regenerativen Wirtschaftsweise genutzt. In den Alpenländern ist dieses System kaum verbreitet. Ist es in unseren kleinräumigen Gegenden überhaupt anwendbar? Die Bauernzeitung berichtete im Juli 2019 über die Bachelorarbeit des Österreichers Manuel Winter, der für einen Mutterkuh-Betrieb in Niederösterreich ein entsprechendes Konzept erstellte. Für Österreich zumindest zeigt die Bachelorarbeit vielversprechende Resultate, doch im Bericht der Bauernzeitung liest man auch eine skeptische Stimme.


Klar ist: Das System Mob-Grazing ist für die Schweiz noch kaum erprobt und erforscht. Wer sich über die Methode informieren möchte, findet unten einige (englischsprachige) Videos zum Thema. Manuel Winter hilft heute in Österreich Betrieben beim Umsetzen von Mob-Grazing. Auf seiner Facebook-Seite "Change Grazing" (kontakt@changegrazing.at) veröffentlicht er laufend interessante Beiträge zum Thema.



Im Basiskurs regenerative Landwirtschaft im Grünland von Regenerativ Schweiz wird das Mob-Grazing als mögliche Methode, um Bodenaufbau im Alpenraum zu betreiben, vorgestellt.



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