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  • Arianna Bisaz

Vollständige Resistenz dank gesunder Pflanzen

Aktualisiert: 23. Jan. 2021

Gesunde Pflanzen können vollständig resistent gegen Insekten, Pilze und Pathogene (krankmachende Keime) sein. Vollständig. So die spannende Erkenntnis von John Kempf, US-amerikanischer Unternehmer, Redner, Podcast-Hoster und Lehrer für regenerative Landwirtschaft, der sich zum Ziel gesetzt hat, das regenerative Modell in der Landwirtschaft bis 2040 zum neuen Mainstream zu etablieren.



Aber starten wir mit dem Anfang - und da geht es um die Huhn-oder-Ei-Frage: Für John Kempf sind nicht gesunde Böden der Motor, der gesunde Pflanzen hervorbringt (wie in regenerativen Kreisen oft die Meinung herrscht). Sondern vielmehr sind gesunde Pflanzen der Motor, der gesunde Böden mit einer kraftvollen Bodenbiologie schafft. Und so hat er seine Beobachtungen, Erfahrungen und Erkenntnisse, wie Landwirtinnen und Landwirte ihre Pflanzen unterstützen, so dass sie ihr volles Potential ausschöpfen können, in Form einer Pflanzengesundheitspyramide zusammengestellt.



Die Pflanzengesundheitspyramide beschreibt, wie Pflanzen einen Zustand der totalen Resistenz gegenüber Schädlingen erreichen können, wenn ihr Gesundheitszustand zunimmt. Kempf unterscheidet vier Phasen oder Gesundheitsniveaus.


Förderung der passiven Immunität

In den untersten beiden Phasen 1 und 2 der Pyramide führt eine ausgewogene Versorgung mit Nährstoffen zu einem verbesserten biochemischen Profil der Pflanze und damit zu einer raschen Steigerung ihrer passiven Immunität. In Phase 1 steigert die Pflanze ihre Photosyntheseleistung und vermag einfache Zucker zu komplexen Zuckermolekülen umzuwandeln. Durch die vollständige Synthese zu komplexen Kohlenhydraten werden die Pflanzen resistenter gegen bodenbürtige Pathogene. In Phase 2 vermag die Pflanze einfache Eiweisse zu komplexen Eiweissmolekülen umzuwandeln. Die vollständige Proteinsynthese macht die Pflanzen weniger anfällig auf Befall von Insekten mit einfachen Verdauungssystemen (Larven sowie saugende Insekten wie Ährenbohrer, Blattläuse, Thripse, weisse Fliege, etc.). Diese beiden ersten Stufen der Pflanzengesundheit sind durch Anreicherung des Bodens mit Mineralien – siehe Pyramide – und Blattspritzungen mit Komposttee relativ einfach und in wenigen Wochen oder Monaten zu erreichen.


Verblüffend ist, dass gemäss Kempf unsere Kulturpflanzen massiv unter ihrem Potential funktionieren - man könnte fast sagen, sie vegetieren vor sich hin. Die Photosyntheseleistung unserer normalen Kulturen sei generell sehr tief und könne problemlos um 150 bis zu 600% gesteigert werden, so Kempf. Was eine enorme Menge an zusätzlich verfügbarer Pflanzenenergie zur Folge hat, die die Quantität und Qualität der Wurzelexsudate massiv steigert. Diese Wurzelexsudate wiederum verändern die Bodenbiologie im positiven Sinne und bilden die Voraussetzung für die nächstfolgenden Phasen.


Förderung der aktiven Immunität

In den Phasen 3 und 4 kommen die Pflanzen in einen Modus des Energieüberschusses. Entscheidend ist dabei wie schon erwähnt eine vitale, kräftige Bodenbiologie, so dass sich die Pflanzen zur grossen Mehrheit von den energiespendenden Stoffwechselprodukten der Bodenbiologie ernähren können. Erst dadurch kommen sie zur genannten überschüssigen Energie, welche sie einerseits zu Lipiden, andererseits zu sekundären Pflanzeninhaltsstoffen mit antibiotischen und antiviralen Eigenschaften und ätherischen Ölen verwandeln.


In diesen beiden Phasen führen Veränderungen der Zellmembranen, ein erhöhter Gehalt an Spurenelementen im Gewebe und eine Verdickung der Wachsschicht auf dem Blatt zu einem Abschirmungseffekt gegen aussen. Zudem kann sich die Pflanze durch die Bildung von sekundären Pflanzeninhaltsstoffen und die Ausschüttung von antimikrobiellen Stoffen aktiv vor Pathogenen schützen (sogenannte aktive Immunität). In Phase 3 wächst insbesondere der Widerstand gegen Pilzsporen aus der Luft und diversen Bakterien. In Phase 4 jener gegenüber Käfern, Nematoden und Viren. Die optimalen Bedingungen für Phasen 3 und 4 sind mehrheitlich durch regenerative Massnahmen wie u.a. einer hohen Artenvielfalt (durch Mischsaat, Untersaat, Gründüngung etc.) und weiteren Blattbehandlungen mit Komposttee, Heutee, Mineraltstoffen etc. zu erreichen. Dieses Niveau der Pyramide ist nicht so schnell und einfach zu erreichen wie Niveau 1 und 2, denn es basiert auf kräftige lebendige Prozesse im Boden.


Konkrete Massnahmen

Die Pflanzengesundheitspyramide präsentiert auch der renommierte deutsche Agronom und Bodencoach Dietmar Näser in seinem kürzlich erschienenen Buch Regenerative Landwirtschaft. Für jede Stufe der Pyramide skizziert Näser zudem, welche regenerative Massnahmen Unterstützung bieten. Und woran du erkennen kannst, auf welcher Stufe sich deine Pflanzen befinden.


Quellen/Links:


John Kempf: Planzengesundheitspyramide (englisch): https://www.advancingecoag.com/plant-health-pyramid


Dietmar Näser (2020): Regenerative Landwirtschaft, Ulmer Verlag (im Buchhandel erhältlich)


Weiterbildung:


Pflanzengesundheitspyramide (Online-Kurs englisch): https://www.academy.regen.ag/plant-health-pyramid/


Einführung in die regenerative Landwirtschaft (Online-Kurs deutsch): https://kurs.regenerativ.ch/courses/einfuhrungskurs-regenerative-landwirtschaft

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